Datenschutz Blog

Datenschutzpraxis-Studie erschienen

Ergebnisse sind ein entschiedenes Plädoyer zur Einführung des Datenschutzbeauftragten in ganz Europa

von D. Zier

Die Datenschutzbeauftragten deutscher Unternehmen sehen dringenden politischen Handlungsbedarf. 69 Prozent halten die bestehenden Datenschutzgesetze, insbesondere in den Bereichen Cloud Computing, internationale Datenverarbeitung und Social Media, für nicht umsetzbar. 77 Prozent befürchten eine Verschlechterung des Datenschutzniveaus durch die Datenschutzgrundverordnung. Andererseits beurteilen 79 Prozent ihre Unterstützung durch die Geschäftsführung als ausreichend oder besser, 86 Prozent sehen die Zusammenarbeit mit den Fachabteilungen als kooperativ und zielorientiert an.

Stehen sich Unternehmen und ihre Datenschutzbeauftragten also antagonistisch gegenüber? Nein! Es wird deutlich, dass der Datenschutzbeauftragte seinem Unternehmen erhebliche Kostenvorteile bietet. Er ermöglicht die Selbstverwaltung des Datenschutzes. Die Verfahren in Eigenregie zu verwalten ist deutlich effizienter, als jede Verarbeitung personenbezogener Daten einzeln an die Aufsichtsbehörden zu melden und gegebenenfalls eine Freigabe abwarten zu müssen. Die Studie belegt die Wirksamkeit und Effektivität dieses deutschen Modells unternehmerischer Selbstkontrolle. Sie ist ein engagiertes Plädoyer für die Einführung des betrieblichen Datenschutzbeauftragten in ganz Europa.

Dies sind die Kernaussagen der Studie „Datenschutzpraxis 2015“, durchgeführt von der Bonner Datenschutzberatung 2B Advice GmbH und dem Institut für Wirtschafts- und Sozialstatistik an der Technischen Universität Dortmund. Die Studie wurde heute im Europäischen Parlament in Brüssel von 2B Advice an MdEP Axel Voss, stellvertretender Vorsitzender des Rechtsausschusses des Europäischen Parlaments und rechtspolitischer Sprecher der CDU/CSU-Gruppe, übergeben.

„Die Studie gibt einen realitätsnahen Einblick in die Tätigkeit der Datenschutzbeauftragten, die verwendeten Ressourcen und Verbesserungsansätze aus der Praxis“, sagt Rechtsanwalt Marcus Belke, Geschäftsführer von 2B Advice.

Weitere wichtige Aussagen der Studie im Überblick:

 

  • 81 Prozent der befragten Datenschutzbeauftragten sind in Teilzeit tätig. 37 Prozent widmen sich maximal fünf Prozent ihrer Arbeitszeit dem Datenschutz.
  • 48 Prozent der befragten Datenschutzbeauftragten haben zu wenig Zeit, ihre gesetzlichen Pflichten zu erfüllen.
  • 44 Prozent sind unzufrieden mit der Arbeit der Aufsichtsbehörden. Sie bemängeln eine unzureichende Verfolgung von Datenschutzverstößen und wünschen sich mehr Beratung und Schulungsangebote.
  • 80 Prozent der Datenschutzverstöße werden unternehmensintern geahndet. 2012 („Datenschutzpraxis 2012“) waren dies erst 49 Prozent.
  • 37 Prozent der festgestellten Datenschutzverstöße betrafen Kunden, 48 Prozent die eigenen Mitarbeiter.
  • 42 Prozent der befragten Datenschutzbeauftragten werden über Datenschutzverstöße nicht ausreichend informiert.
  • 62 Prozent verfügen nicht über ein vollständiges Verfahrensverzeichnis.
  • 43 Prozent erachten eine Zertifizierung als sinnvoll, aber nur fünf Prozent der Unternehmen wurden bereits zertifiziert.

Axel Voss: „Strukturen verschwimmen zunehmend, Datenskandale erschüttern das Vertrauen der Verbraucher. Genau dieses erschütterte Vertrauensbild belegt die vorliegende Studie. Sie liefert politischen Entscheidungsträgern ebenso wie der Wirtschaft konkrete Zahlen zur Arbeit der Datenschutzbeauftragten in Deutschland. Das langfristige Ziel ist ein europäischer digitaler Binnenmarkt mit hohen Datenschutzstandards.

Deswegen müssen wir in Europa bei der Überarbeitung der Datenschutzgrundverordnung das schwindende Vertrauen sowie die Bedenken der deutschen Datenschutzbeauftragten mitberücksichtigen. Vor allem müssen wir den europäischen Datenschutz an die Digitalisierung anpassen. Datenschutzbeauftragte werden deshalb eine wichtige Rolle spielen.“

Für Interessierte steht sie in deutscher und englischer Sprache hier zum kostenlosen Download bereit unter Publikationen.

Die „Datenschutzpraxis 2015“ beruht auf den Angaben von 263 Datenschutzbeauftragten mit 2.097 Jahren Berufserfahrung. Unter allen Teilnehmern wurde ein iPad mini retina verlost. Gewonnen hat es Heinz-Georg Kämpchen vom Rheinisch-Westfälischen Genossenschaftsverband e.V.

 

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